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Ein Thema, dass nach wie vor viele stark beschäftigt, ist die Inflation. Wissenschaftlich lässt sich Inflation auf viele Art und Weisen herleiten. Da ist häufig von Geldmengen in Kombination mit nicht entsprechendem Wirtschaftswachstum die Rede. An anderer Stelle liest man davon, dass das Geld weniger wert wird oder dass einfach das Leben teurer wird. Die Ursachen für Inflation sind vielfältig. Entscheidend ist jedoch, was Inflation für uns bedeutet und wie wir dieser ggf. entgegnen können.
#Was ist überhaupt Inflation?
Im Grunde ist dies ganz einfach zu erklären. Die beste und einfachste Erklärung ist: Waren und Dienstleistungen werden teurer. Dies bedeutet, dass wir im Zeitverlauf mehr Euros für dieselbe Ware oder Dienstleistung bezahlen müssen. Umgekehrt formuliert: Das Geld wird im Zeitverlauf weniger wert! Für einen Euro bekommt man weniger Waren oder Dienstleistungen.
Da in München bald wieder die Wiesn (für Nicht-Bayern: Oktoberfest) stattfindet, bietet sich ein Blick auf die Maßpreise der Vergangenheit an.
Im Kontext zu den beiden oben genannten Erklärungen könnte man auch sagen, dass man für den Preis von 1960 heute nur noch 0,07 Liter Bier bekommt. Das entspricht dann in etwa der Menge von drei guteingeschenkten Schnäpsen.
Berechnet man nun die Wiesn-Maß-Inflation, dann liegen wir bei einer durchschnittlichen Rate von ~4,3% pro Jahr. Das bedeutet, dass die Wiesn-Maß rund 4,3% pro Jahr teurer geworden ist. Wie passt dies nun mit der veröffentlichten Inflationsrate von ~2,6% im gleichen Zeitraum (bis 2021) zusammen?
#Welche Rolle spielt der Warenkorb?
Im obenstehenden Beispiel haben wir ausschließlich den Preis der Wiesn-Maß betrachtet. Die sich daraus resultierende Inflation wäre dann zutreffend, wenn wir 24 Stunden an 365 Tagen in einem Wiesn-Zelt verbringen würden und tatsächlich NUR Bier trinken würden. Sobald wir zum Bier noch ein halbes Hendl (Hähnchen :-)) bestellen, ändert sich unser Warenkorb. Wir müssten die Inflation nun für diesen Warenkorb neu berechnen, weil sich die Preise für die halben Hähnchen vermutlich etwas anders entwickelt haben. Hätten wir dann einen guten Wert für eine Wiesn-Inflation? Vermutlich noch lange nicht. Vielleicht…
- …trinkt ein anderer 2 Bier zum Hendl?
- …kauft ein weiterer nach dem Zeltbesuch noch ein Lebkuchenherz, oder zwei, oder drei?
- …fährt manch einer noch mit der Achterbahn, Geisterbahn oder mit dem Riesenrad?
- …hat jemand seine Kinder dabei und kauft wiederum ganz andere Dinge ein?
#Inflation hat viele Einflussfaktoren
Man sieht schon, dass es sehr schwierig wird, die individuelle Inflation zu berechnen. Die Einflussfaktoren sind einfach zu vielfältig, um eine "Allgemeingültige Wiesn-Inflation" zu bestimmen. Da wir nicht das ganz Jahr auf dem Oktoberfest verbringen, sondern auch Geld für Wohnen, Mobilität, Grundnahrungsmittel, Freizeitgestaltung und andere Produkte und Dienstleistungen ausgeben, wird es schnell kompliziert eine "Allgemeingültige Inflation" zu berechnen.
Um trotzdem vergleichbare Inflationswerte berechnen zu können, benötigt man einen standardisierten Warenkorb. Dieser wird vom Statistischen Bundesamt erstellt und wenn notwendig auch aktualisiert. Aus diesem Warenkorb wird dann der sogenannte Verbraucherpreisindex ermittelt, über den die Inflationsraten dann berechnet werden können. Der aktuelle Warenkorb stellt sich wie folgt dar:
Die ausführliche Liste der über 600 Produkte und Dienstleistungen des Warenkorbs, kannst Du Dir hier anschauen.
In diesem Zusammenhang wird schnell klar, dass die amtliche Inflation nicht auf jeden Bürger 100%ig passt. Die offiziellen Inflationswerte geben dem Einzelnen nur einen Ansatzpunkt, wie sich die Preise allgemein verändert haben. Klar, denn jeder lebt anders:
- Wohnort (Land/Stadt)
- Mobilität (Land --> mehr Auto / Stadt --> mehr öffentliche Verkehrsmittel)
- Große Wohnung / kleine Wohnung
- Individueller Stromverbrauch
- Individuelle Heizkosten
- Der Fernseher bleibt bis er kaputt ist vs. man will immer ein aktuelles Gerät haben
- Kinder?
- …
Man liest dementsprechend auch immer von einer "gefühlten Inflation". Diese könnte der tatsächlichen, individuellen Inflation deutlich näherkommen. Wen die persönliche Inflationsrate interessiert, kann diese natürlich selbst ermitteln. Das Bundesamt für Statistik stellt hierfür einen frei verfügbaren Rechner bereit: https://service.destatis.de/inflationsrechner/
#Stellt Inflation grundsätzlich ein Problem dar?
Auf den ersten Blick natürlich schon, denn alles wird teurer. Wenn jedoch im gleichen Zug mehr Geld zur Verfügung steht, sieht es schon wieder anders aus. Wir hatten vorher betrachtet, dass die Maß auf dem Oktoberfest durchschnittlich um rund ~4,3% pro Jahr teurer geworden ist. Betrachtet man nun die Entwicklung des durchschnittlichen Einkommens in Deutschland stellt man fest, dass sich das Durchschnittsentgelt (West) um jährlich ~4,4% erhöht hat.
Beispiel: |
Maß |
Durchschnittsentgelt D |
1960 |
0,95 Euro |
3.119,39 Euro (6101 DM) |
Heute |
11,30 Euro (2022) |
39.301 Euro (2021) |
Øliche Entwicklung |
4,29% |
4,39% |
Das bedeutet rein rechnerisch, dass die Maß im Verhältnis zum Durchschnittsentgelt sogar günstiger geworden ist. Wird die Inflation also durch höhere Löhne und Gehälter ausgeglichen, haben wir erst einmal kein Problem. Gesamtwirtschaftlich und auch global hat Inflation natürlich noch weitreichendere Folgen. Dies alles zu "bearbeiten" würde jedoch den gewünschten Umfang des Blogbeitrags sprengen.
#Wieso war die Inflation in den letzten Monaten (und im letzten Jahr) so hoch?
Die größten Preistreiber waren die Energiepreise. Fossile Energieträger sind bekannterweise durch den Krieg in der Ukraine massiv im Preis gestiegen. Da unter anderem Öl in Dollar gehandelt wird, hat auch der gesunkene Europreis gegenüber dem Dollar zu weiteren Preiserhöhungen geführt. Dies merkt man direkt in den Heiz-, Strom- und Benzinkosten. Indirekt wirkt es sich natürlich auch auf viele andere Bereiche aus, weil viele Produkte für die Produktion eben auch Energie brauchen und am Ende auch in den Supermarkt transportiert werden müssen.
#Inflation und Kerninflation
Die Inflation umfasst wie bereits beschrieben einen Warenkorb, der möglichst breit alle Waren und Dienstleistungen umfasst. Im Gegensatz hierzu werden bei der Kerninflation Preise für Nahrungsmittel und Energie (teils auch Tabakwaren etc.) herausgerechnet. Für die Betrachtung der wirtschaftlichen Entwicklung ist somit die Kerninflation ein nützlicher Indikator. Für den Endverbraucher ist hingegen die "Gesamtinflation" der wichtigere Wert, da für ihn der Einkauf von Lebensmitteln und Energie alternativlos ist.
Ist die Inflation zudem höher als die Kerninflation, stellt dies vor allem ein Problem für Haushalte mit geringerem Einkommen dar, da die "alternativlosen Produkte" Lebensmittel und Energie überlebensnotwendig sind. Zusätzlich verschärft wird dies durch die Tatsache, dass diese Haushalte den Löwenanteil ihres Budgets bereits für Lebensmittel, Energie und Miete aufwenden müssen und meist wenig Spielraum haben.
#Schon mal etwas von "Shrinkflation" gehört?
Manch einer interpretiert dieses Wort als FunFact. Allerdings ist das nicht so! Die "Schrumpf-Flation" beschreibt ein Phänomen, dass vermutlich jeder von uns kennt. Man kauft seit Jahren ein Produkt, dass sich auf den ersten Blick nicht verändert hat. Die Verpackung und der Preis sind seit vielen Jahren gleich. Wirft man einen genaueren Blick auf das Produkt merkt man, dass in der Verpackung nicht mehr 500g enthalten sind, sondern nur noch 450g. Manch einer wird vielleicht versucht sein zu sagen, dass die 50g doch nicht so schlimm sind. Wenn man es jedoch nachrechnet erkennt man, dass sich der Preis um runde 11% erhöht hat! Durch dieses Beispiel wird sichtbar, dass uns Inflation in vielen Bereichen des Lebens erreicht.